Menschen, die nie sterben sollten, Teil 4: Der gem. leidenschaftliche Sportkommentator

Nun, das ist eigentlich eine ganze Spezies. Eine rare, aber wertvolle, wie in diesem Beispiel durch ihren würdigen Repräsentanten Albi Saner eindrücklich bewiesen wird. Natürlich ist es für den Genuss dieses Glücksmoments in der Geschichte der Sportberichterstattung förderlich, wenn man auch noch gerade YB-Fan ist*. Aber diese Hingabe müsste eigentlich ganz unabhängig von der eigenen Fan-Liibli-Farbe jeden überzeugen. Prädikat: Super.




Und ganz nebenbei wird hier auch das Klischee vom emotionsarmen Berner Tröchni schon mal ansatzweise demontiert. Es gibt also noch Hoffnung.

*Es ist ja oft genug eine Bürde.

Herz. Ergreifend.

My heart told my head “this time no, this time no”.

Mein Herz sagt hierzu gar nichts mehr, weil es gerade vor Liebe überlaufen ist und sich zuerst erholen muss. Was auch immer diese Männer machen, sie machen es besser als alle anderen. Und wer diesen Text nicht versteht, hat kein Herz. Oder es zumindest noch nie benutzt.



Mumford & Sons. Glaubt dem Hype! Kauft die Platte! Werdet glücklich!

Neuerungen.

Wochenlang wurde ich beim Start meines bevorzugten Musikprogramms von einem Popupfenster bedrängt, dass mir eine neuere Version desselben aufschwatzen wollte. Heute habe ich nachgegeben. Seit diese sagenhafte neue Version läuft, macht das Programm beim Abspielen kleine Sprünge, die es vermutlich selber für wahnsinnig lustig hält, die mir aber den Spass verderben. Bisher hat keiner der Hausfrauentricks (Neustarten, De- und wieder Neuinstallieren, CD anstelle von Festplattenmusik* abspielen, Fluchen) Erfolg gebracht. Wir lernen daraus (und das nicht zum ersten Mal): Neuer ist nicht immer besser. Fick dich, itunes.





* Ist Festplatte nicht ein schönes Wort? Klingt nach hübsch drapierten Lebensmitteln.

Anstandsfragen II.

- Wenn der Busfahrer nach fünf Metern Fahrt extra noch einmal anhält, um einen herbeirennenden Beinahe-nicht-Passagier noch einsteigen zu lassen, wäre es dann nicht angebracht, dass dieser ihn mit Lob und Dank oder zumindest freundlicher Aufmerksamkeit bedenkt?

- Wenn man auf einem schmalen Waldweg als Jogger eine etwas angejahrte Nordic-Walkerin überholt und dabei fast zu Tode erschreckt, wie entschuldigt man sich dann am besten?

- Darf man jemanden, der sich selber als “Vollblutmusiker”* bezeichnet, beiläufig mal darauf hinweisen, dass er eigentlich auch ziemlich schlecht Gitarre spielt?

- Darf man sich einfach nicht mehr melden?

- Muss man in einem todlangweiligen Vortrag wirklich still sein? Tut man dem Vortragenden nicht einen grösseren Gefallen, indem man ihm die Chance gibt, zu merken, dass er ganz furchtbar ist und seine Weisheiten unbedingt noch einmal überarbeiten sollte?

- Wenn der Chef sagt: “Könntest du bitte bis Montag (beliebige unmögliche Aufgabe hier einfügen) erledigen?”, darf man dann mit “Aber sicher, und welche Superkräfte hätten Sie gerne?” antworten?

- Darf man überhaupt fremde Menschen nach ihren favorisierten Superkräften oder ihrem Berufswunsch im Kindesalter fragen? Obwohl das doch eher eine Stilfrage ist.





*Der Ausdruck an sich ist ja schon relativ unglücklich. Aber eine Selbstattribution damit, au weia.

Von Komikern und anderen Säcken.

“Do something drastic to rid your world of plastic.”

Tim Minchin ist ein politisch hochgradig unkorrekter Komiker, sauguter Pianist und grossartiger Wortkünstler. Seit er nach einer Rockstarparodie beschloss, die Haare, die Röhrenjeans und die Schminke gleich dranzulassen, ist er auch mächtig erfolgreich im angelsächsischen Raum. Ich warte noch darauf, dass er den atheistischen Missionierungszwang ablegt, um ihn endgültig als einen der lustigsten Menschen der Welt klassieren zu können. Die Altersmilde wird da hoffentlich helfen. Doch nun zur Idee:

Dieses Video ist schon recht alt. Aber es hat nichts von seiner Aktualität und Ironie eingebüsst. Kenner des ungepflegten britischen Humors fühlen sich vielleicht an Russell Brand erinnert, der es wiederum in seiner Rockstarparodie mit dem 4-Chord-Song “We gotta do something” auf den Punkt brachte. Das hier ist aber noch älter und noch besser. Ich finde es ja auch super, wenn sich Rockstars* für die Umwelt engagieren. Aber Rockstars gibts nicht gerade viele, und beim Verschleiss von Plastiktüten macht nun mal die Masse, sprich: das gemein(t)e Volk den Unterschied.

Ich mag diese Baumwollsäcke nicht sehr. Die erscheinen mir unhygienisch und haben bestimmt eine mindestens so fragwürdige Ökobilanz wie Biobaumwollshirts. Also habe ich beschlossen, diesen Sommer immer einen Plastiksack dabeizuhaben. Einen von zu Hause. Der braucht kaum Platz in der Tasche. Und wenn ich etwas kaufe, sage ich dem Frölein “Nein danke, ich brauche kein Seckli” und nehme den hervor und packe es da rein. In meinen alten Plastiksack, wo vorher schon mal H&M-Kinderarbeits-Unterhosen oder Müller-Haarshampoo drin waren. Recycling ohne Wegwerfen ist das. Das wird wirklich super.





*Es ist hier eine formelle Warnung vor dem inflationären Gebrauch dieses Adelstitels angebracht. Hier ist sie, genau hier.

Sensibilisierung für die Verkehrssicherheit.

Nein, heute spreche ich nicht über Kondome. Aber über die neue Kindersitz-Regelung. Es ist schon viel darüber geschrieben worden, was für ein Scheiss das ist für F-Junioren-Mamis, Primarlehrerinnen, Schulbusfahrer und motorisierte Kinderbetreuer aller Art. Auch der Wagen* meiner Mutter hat jetzt solche Schalensitze, gewaltige Marterpfähle aus Schaumstoff und Plastik, an denen die Kinder festgeschnallt werden können. Ausserdem stören die Dinger, da sie höher sind als normale Kopfstützen und im Gegensatz zu denen keine offene Stelle mehr haben, wo man durchsieht, die Sicht nach hinten empfindlich. Da aus offensichtlichen Gründen wohl mehr Frauen- als Männerautos mit diesen Ungetümen ausgestattet werden, werden öffentliche Parkplätze nun noch gefährlicher. Wenn man schon mit klarer Sicht durch die Heckscheibe nicht einparken kann, wie soll das denn gehen, wenn noch eine Wand aus Schaumstoff diese fast komplett verhindert?

Dreipunktegurte auf allen Sitzen würden doch wirklich reichen. Anlässlich eines kürzlich gefeierten Geburtstag wurde zweifelsfrei heroisch bewiesen, dass der gute alte Sicherheitsgurt auch zur Bewältigung von hochsensiblen Aufgaben bestens im Stande ist:




*Obwohl “Wagen” für eine Lunchbox auf Rädern ein etwas gar erhabener Begriff ist.

We are hardcore.

Das Wort gefiel mir schon immer, weil es so gerne von hühnerbrüstigen Pubertierenden benutzt wird, um irgendwelche Aktionen zu kommentieren, für deren Inangriffnahme meist eine anteilsmässig variable Mischung aus Mut und jugendlicher Blödheit* vonnöten ist. Etwa:

“Du, dem sein Cousin der ist letzten Sommer im Fall ab der Monbijoubrücke gegumpt.” - “Whoa, echt? Hardcore, mann!”**

Viel stärker als von Pubertierenden wurde mein lexikalisches Feld des Ausdrucks “hardcore” von Musik geprägt. Wikipedia listet verdankenswerterweise unter dem Begriff die folgenden Stile auf: Hardcore Punk, Hardcore Techno, Hardcore Elektro, Hardcore Hip Hop, Hardcore Metal, Hardcore Rap, Industrial Hardcore, Hardcore bla bla bla. In keine dieser Sparten, nicht mal am Rand einer solchen, ist das einzuordnen, was ich gestern gehört habe***. Doch ich habe erkannt, dass hardcore gar nichts mit dem Musikstil zu tun hat. Ja, wir waren auf einem Pop-Konzert. Nun, eigentlich kein Konzert, sondern eine Art Zirkusvorstellung mit erstaunlich viel Musik und grandiosen Videoanimationen. Alles war bunt und funkelnd, riesige Puppen tanzten auf der Bühne, irgendwann regnete es goldene Konfetti, der Sänger trug lila Unterhosen und die Hälfte des Publikums Leggings in Farben, die eigentlich nach den 80ern vorsorglich (da sich die Geschichte immer wiederholt) hätten verboten werden müssen. Aus zwei Gründen war die ganze Aktion trotzdem hardcore:

1. Keine 24 Stunden vor Konzertbeginn hatte sich mein silbern bezylinderter Begleiter einer Blinddarmoperation unterziehen müssen. Trotzdem stand er aufrecht da, hübsch herausgeputzt und bester Laune, inklusive tierischer Schmerzen bei jedem Lacher. Das ist echte Leidenschaft.

2. Ich lief den ganzen Tag ohne Hosen in der Stadt herum. Ich hatte keine Möglichkeit, mich zwischen Uni und Konzert umzuziehen, also wurde dem Kostüm fürs Konzert**** der Vorzg gegeben. Ich war also in Leggings an der Uni, nur um am Abend gut auszusehen. Für meine Verhältnisse ist das hirnrissig. Aber das ist voller Einsatz.

Ausserdem ist es auch ziemlich hardcore, eine solche Show fast fehlerfrei dreisprachig durchzumoderieren, während man völlig sauber singt und klaviert und mimt und herumpost und tanzt wie ein Derwisch. Dieser Mika ist ein genialer Saucheib, und von der Musik halte jeder, was er wolle. We are golden - amen.




*Leichtsinn" wäre ein zu weiches Wort. Wirklich, die machen zum Teil recht blödes Zeug!
**Nein, der Dialog ist nicht ganz frei erfunden.
***Selbst wenn da, zu meiner leichten Enttäuschung, auch viel elektronische Unterstützung dabei war.
****, das auf Wunsch des entblinddarmten Freundes möglichst golden zu sein hatte,

Warum macht er das bloss?

DISCLAIMER: Der folgende Blogpost ist von himmelschreiender Oberflächlichkeit. Aber auch nötig.


Gestern im Bus, da sass ich Colin Farrells deutlich jüngerem Bruder gegenüber. Oder zumindest einem sehr jungen Mann, der sich problemlos als solcher hätte ausgeben können. Er war besser rasiert als die Originalversion, hatte kürzere Haare und einen noch durchdringenderen Blick. Er stand sehr aufrecht und alles an ihm war extrem cool. Die abgeraffelten weissen Nikes*, das richtig alte Shirt; die Trainerhose konnte ich verzeihen, da er eine ebenso abgeraffelte Sporttasche trug und eindeutig gerade vom Training kam. Allerdings baumelten an seinem Kragen mehrere Halskettchen - das hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Ob meiner fundierten Beobachtung vergass ich jedenfalls, an meiner Haltestelle auszusteigen.

Dies sollte sich als fatal erweisen, denn nun musste ich beobachten, wie er seinerseits seine Tasche ergriff und sich zur Tür begab. Dies erforderte eine Drehung seines Körpers um 90 Grad. Und ebendiese Drehung offenbarte mir an seiner rechten Seite… ein winziges Umhängetäschchen. Eines von Louis Vuitton, oder eines das zumindest so tat**, als sei es von da. Ich war fassungslos. Zahlreiche Frauen in meinem Bekanntenkreis besitzen Portemonnaies mit mehr Fassungsvermögen als diese ekelhafte Entschuldigung für eine Handtasche bot. Und zu seinen Füssen stand eine riesige Sporttasche, in der noch zehn dieser Täschchen Platz gefunden hätten.

Es kann ihm also nicht um den Stauraum gegangen sein. Und iPhone und Portemonnaie sind in einem blöden Täschchen nicht leichter zugänglich als im Aussenfach einer grossen Sporttasche. Ich blieb in meiner grenzenlosen Verstörung noch zwei Stationen lang sitzen und meditierte über der Frage, was ihn dazu veranlasst haben könnte, sich so eigenartig zu verhalten. Und fragte mich, was schlimmer sei: eine so schwerwiegende Geschmacksverstauchung*** oder ein modisches Kindheitstrauma. Denn eins von beidem muss es gewesen sein.








*Wobei Kinderarbeit nicht cool ist. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

**Siehe dazu “Wyrd Sisters” von Terry Pratchett: “Things that try to look like things often look more like things than things. Well-known fact.”

***
Nur, um das klarzustellen: Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Handtaschen, auch bei Männern nicht. Aber die Taschenmänner, die ich kenne, tragen ja auch nicht Täschchen.

Echte Profis haben ein Herz.

Es folgt die Darstellung zweier professioneller Glücksmomente:

1. Einer der Professoren, für den ich arbeiten kann, hat mir sein neustes Buch gezeigt. Als er dies zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Kaffeepause relativ begeistert ankündigte, schwante mir Böses. Mir ist die übliche ungezwungene Unterhaltung am runden Tisch wahrlich teuer und ich wollte sie ungern gegen gekünstelten, halbinteressierten Minimaltalk über eine Publikation, von der ich sowieso nichts verstehe, eintauschen. Aber jetzt kommts: Das Buch ist richtig gut. Und erörtert genau eines der Themen, die mich schon lange jucken. Ich war schon beim Inhaltsverzeichnis wild entschlossen, es zu lesen und hätte gerne mehr Kaffee und mehr Informationen gehabt.

2. Meine Mittagspause verbringe ich wie nicht unüblich im Internet, in der Hand ein imaginäres Sandwich. Auf Facebook teilt ein “Freund” seinen “Freunden” fröhlich mit, dass er in seiner Eigenschaft als passionierter Mikrobiologe* gerade in der Lage war, den Bakterienstamm, der für seine derzeitige Ohrinfektion verantwortlich zeichnet, selber zu züchten und dadurch richtig zu bestimmen. Sinnigerweise merkt er an, dass das eventuell nicht ganz normal sei. Trotzdem scheint er sich sehr zu freuen.


Fazit: Ich liebe es, wenn Leute gut sind in dem, was sie tun.**







*Diese Angabe muss reichen. Was er genau macht, versteht nun wirklich niemand.
**Und dabei ist mir im Gegensatz zu McDonalds sehr wohl bewusst, was für ein starkes Wort das ist.

Seelenloses Musiksaugen.

Was genau geht verloren, wenn man CDs im iTunes-Store herunterlädt, anstatt sie physisch zu kaufen?

Natürlich, die Hülle. Schon das rituelle Aufreissen der Folie ist immer wieder eine Freude. Da muss irgend eine ursprüngliche Gier dahinterstecken, vermutlich aus der Steinzeit, oder? Da hat man auch ein Tier erlegt*, aber nichts davon gehabt, wenn man nicht das Leder erstmal zur Seite gepackt hat. Ausserdem liegen mir schöne und umfangreiche Booklets wirklich am Herzen. Davon kriegt man im iTunes-Laden keine. Aber das ist noch nicht die ganze Tragödie.

Es geht nämlich auch das Warten verloren. Das Pläneschmieden. Früher, wenn der Plattenladen meines Vertrauens eine CD nicht im Angebot hatte, wurde sie für mich bestellt. In dringenderen Fällen fragte ich in einem halben Dutzend anderer Läden nach**. Bis ich dann ein Exemplar in Händen hielt, konnten einige Wochen oder Monate vergangen sein. Aber dann: ein Gefühl wie eine Antwort auf einen schon fast vergessenen Liebesbrief, wenn man den Silberling endlich einwerfen konnte!

Heute habe ich iTunes. Es gibt keine Grenzen mehr. Auch wenn der Künstler, den ich haben will, nur in ein paar französischen Städten bekannt ist, kann ich sein Demotape von jetzt auf sofort herunterladen, anstatt mir bei meinem nächsten Aufenthalt im Land den Mund fusslig zu reden, während ich den einheimischen Kindern den Sound und die Frisur beschreibe, um herauszufinden, ob der Typ, der da vor zwei Jahren jeden Abend in diesem oder jenem Cafe gespielt hat, immer noch irgendwo zu hören wäre. Mit iTunes ist Musik Kaufen überhaupt kein Abenteuer mehr.


Aber es geht halt saumässig schnell. Und man findet irgendwie alles. Was eben auch geil ist.






*Einkaufen und Jagen haben sowieso viel gemeinsam. Dazu vielleicht ein andermal mehr.
** Was ja heute nicht mehr ginge. Wenn Roody etwas nicht hat, muss man schon nach Zürich fahren.

Menschen, die nie sterben sollten, Teil 3: Rafael Bonachela

Der Rockstar des zeitgenössischen Tanzes hat sich zum staatlichen Fernsehen begeben, um das einfache Volk mittels zweier begabter Teilnehmer einer Talentshow mit einer ergreifenden Choreografie zu beglücken. Das ist mehr als Tanzen, das ist schon Erzählen*. Und so lange es so etwas Schönes noch gibt, will ich eigentlich nicht daran glauben, dass die Menschheit verloren ist.





*Eigentlich ist es sogar die vielleicht einprägsamste Variante des Erzählens: die ohne Worte. Die macht nämlich keinen Umweg übers Gehirn.

Zehn Dinge I. Unerwartete und teilweise erfreuliche Entdeckungen der letzten Wochen.*

1. Tanzen auf hohen Absätzen ist verdammt schwierig.**
2. Britisches Fernsehen macht glücklicher.
3. Auch Männer müssen sich Mut antrinken.
4. Dreimal Fondue in zweieinhalb Tagen ist zu viel.***
5. Im Winter ist das Emmental am schönsten.
6. Der Satz: “Ich habe mir den Gluteus Maximus gezerrt****” löst bei meiner eigenen Altersgruppe entweder verständnisvolles Nicken oder anzügliches Grinsen aus. Ältere Menschen hingegen sagen: “Ah, Skiunfall?”
7. Lady Gaga schreibt schöne Popsongs, wenn man sie lässt.
8. Allradautos tönen immer so, da ist nichts kaputt am Tourenzähler.
9. Wenn es um Taylor Swift geht, sind sich mein innerer Teenager und mein innerer Musikkritiker völlig einig.
10. Warten lohnt sich nur selten.





*Das ist ein sehr unhandlicher Titel. Aber hübsch.
**Bedeutet das, dass es auch eine minimale Intelligenz voraussetzt? Sind also nur dumme Tussen in Turnschuhen wirklich dumm?
***Vom Käse her. Der Weisswein läge drin.
****Natürlich nenne ich den betreffenden Muskel im Tagesgespräch nicht bei lateinischem Namen. Aber mein Lieblingswort dafür wird mittlerweile zu oft für Politiker missbraucht, und dieser Blog ist unpolitisch.

Adventsfreuden.

Vor lauter öffentlichem Aneinander-vorbei-Gerede über das nagelneue Minarett-Bauverbot vergeht einem ja richtig die Lust, sich noch öffentlich über irgend etwas zu äussern. Deshalb sei mal wieder etwas Erfreuliches dahergesagt, an ein gutes Gefühl erinnert:

Wenn eine Band, die man mag, lange vom Pöbel verschmäht zu werden scheint, plötzlich ein Greatest Hits-Album auf den Markt wirft, kann man in die glückliche Lage kommen, auf einmal wieder überall von ihr berieselt zu werden. Es kann vorkommen, dass man einen eigenartigen Frieden verspürt, weil plötzlich jemand, den man für äusserst beachtenswert hält, endlich wieder die Aufmerksamkeit bekommt, die ihm zusteht. Und dafür nicht mal an einer Überdosis sterben muss! Mein Universum ist dieser Tage voller Foo Fighters. Und das ist schön.

Zum Glück gibts das.

Kleine Alltagsfreuden. Zum Beispiel die Seite http://www.mylifeisaverage.com/. Nach zahlreichen Seiten, wo Menschen ihre besonders peinlichen oder besonders unglücklichen Momente mit anderen teilen, ist das wirklich wunderbar. Der Kommentar des Tages:


Today, I renamed my iPod “This ship” just for the pleasure of seeing the phrase “This ship is syncing”

Es ist doch schön, das Leute so etwas mit einem teilen wollen.

Theorien.

Ich war mit einer lieben Bekannten in der Abenddämmerung joggen. Dabei sah ich unter der alten Holzbrücke eine Fledermaus. Meine Begleiterin war nicht in der Lage, diese ebenfalls auszumachen. Ich versicherte ihr jedoch, ich hätte das Tier klar und deutlich gesehen, es könne ihr doch nicht einfach entgangen sein. Ihre wahrlich einleuchtende Erklärung dafür war die folgende:

“Ich bin halt kein Vampir.”

Ich weiss jetzt nicht genau, ob das nett gemeint war. Vielleicht liest sie auch einfach zu viele Bücher.

Zum Heulen.

Mittlerweile bin ich ein erprobter Hochzeitssänger. Diese Saison ist besonders streng. Dafür bietet sie besonders viele Einsichten über Brautpaare und Hochzeitsgast-Stereotypen*. Denn sobald man vorne steht, tut man das Naheliegendste, um nicht nervös zu werden: Man schaut die einzelnen Köpfe im Publikum an. Die Zuschauer als grosse Masse machen einen ganz kirre, also konzentriert man sich auf die Gesichter. Und beginnt mit dem Rest der improvisierten Hochzeitskapelle Wetten abzuschliessen, welche dem Brautpaar nahestehende weibliche Verwandte als erste zu weinen anfängt.

Das ist immer eine heikle Sache mit dem Weinen bei Hochzeiten. Bei der letzten Gelegenheit hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass man gar nicht weint, weil es so traurig ist, dass zwei Menschen ihre Freiheit aufgeben oder aus Angst vor dem Scheitern** der Beziehung, die man an selbigem Tag feiert. Aber wieso denn dann? Ihre Antwort wurde von einem verzückten Augenaufschlag und einem sehr weichen Seufzer an mein Ohr eskortiert. Weils so schön ist, dänk!

Das hat mich wirklich nachdenklich gestimmt.





*Etwa die Dame mit dem säuerlichen Gesichtsausdruck, die noch älter aussieht als sie ist, die die Traupredigt dazu nutzt, ihre Fingernägel zu säubern und dann den Pfarrer böse anzustarren. Egal wie gelöst oder emotional die Stimmung ist, jedes Mal hockt so ein bitteres Weib irgendwo drin. Werfen Sie mal einen Blick nach hinten.

**Ich dachte, das sei etwa wie vor einem Bungee-Sprung. Da weinen die Leute doch manchmal auch aus Angst. Hätte also sein können.

Mitgehört.

“Mutti, ich habe heute den Mann meines Lebens getroffen.” - “Das ist aber schön. Weiss er schon etwas davon?”


Nicht mit jedem jugendlichen Gefühlsausbruch muss man sich ernsthaft beschäftigen. Viele Mütter wissen das. Erfrischend. Sollte allerdings eine grössere Summe vom Konto der Tochter verschwinden und der Schlafsack aus Pfadfinderzeiten plötzlich an der Wäscheleine hängen, ist Vorsicht geboten. Sie könnte überstürzt heiraten wollen.