Und ganz nebenbei wird hier auch das Klischee vom emotionsarmen Berner Tröchni schon mal ansatzweise demontiert. Es gibt also noch Hoffnung.
*Es ist ja oft genug eine Bürde.
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Wochenlang wurde ich beim Start meines bevorzugten Musikprogramms von einem Popupfenster bedrängt, dass mir eine neuere Version desselben aufschwatzen wollte. Heute habe ich nachgegeben. Seit diese sagenhafte neue Version läuft, macht das Programm beim Abspielen kleine Sprünge, die es vermutlich selber für wahnsinnig lustig hält, die mir aber den Spass verderben. Bisher hat keiner der Hausfrauentricks (Neustarten, De- und wieder Neuinstallieren, CD anstelle von Festplattenmusik* abspielen, Fluchen) Erfolg gebracht. Wir lernen daraus (und das nicht zum ersten Mal): Neuer ist nicht immer besser. Fick dich, itunes.
* Ist Festplatte nicht ein schönes Wort? Klingt nach hübsch drapierten Lebensmitteln.
- Wenn der Busfahrer nach fünf Metern Fahrt extra noch einmal anhält, um einen herbeirennenden Beinahe-nicht-Passagier noch einsteigen zu lassen, wäre es dann nicht angebracht, dass dieser ihn mit Lob und Dank oder zumindest freundlicher Aufmerksamkeit bedenkt?
- Wenn man auf einem schmalen Waldweg als Jogger eine etwas angejahrte Nordic-Walkerin überholt und dabei fast zu Tode erschreckt, wie entschuldigt man sich dann am besten?
- Darf man jemanden, der sich selber als “Vollblutmusiker”* bezeichnet, beiläufig mal darauf hinweisen, dass er eigentlich auch ziemlich schlecht Gitarre spielt?
- Darf man sich einfach nicht mehr melden?
- Muss man in einem todlangweiligen Vortrag wirklich still sein? Tut man dem Vortragenden nicht einen grösseren Gefallen, indem man ihm die Chance gibt, zu merken, dass er ganz furchtbar ist und seine Weisheiten unbedingt noch einmal überarbeiten sollte?
- Wenn der Chef sagt: “Könntest du bitte bis Montag (beliebige unmögliche Aufgabe hier einfügen) erledigen?”, darf man dann mit “Aber sicher, und welche Superkräfte hätten Sie gerne?” antworten?
- Darf man überhaupt fremde Menschen nach ihren favorisierten Superkräften oder ihrem Berufswunsch im Kindesalter fragen? Obwohl das doch eher eine Stilfrage ist.
*Der Ausdruck an sich ist ja schon relativ unglücklich. Aber eine Selbstattribution damit, au weia.
Was denken Sie , wenn Ihnen ein Analphabet eröffnet, dass er seit langer Zeit eine Lesebrille besitzt?
Eben. So ging es mir heute, als ich in einer Junggesellenwohnung einen Besen fand.
DISCLAIMER: Der folgende Blogpost ist von himmelschreiender Oberflächlichkeit. Aber auch nötig.
Gestern im Bus, da sass ich Colin Farrells deutlich jüngerem Bruder gegenüber. Oder zumindest einem sehr jungen Mann, der sich problemlos als solcher hätte ausgeben können. Er war besser rasiert als die Originalversion, hatte kürzere Haare und einen noch durchdringenderen Blick. Er stand sehr aufrecht und alles an ihm war extrem cool. Die abgeraffelten weissen Nikes*, das richtig alte Shirt; die Trainerhose konnte ich verzeihen, da er eine ebenso abgeraffelte Sporttasche trug und eindeutig gerade vom Training kam. Allerdings baumelten an seinem Kragen mehrere Halskettchen - das hätte mich eigentlich stutzig machen müssen. Ob meiner fundierten Beobachtung vergass ich jedenfalls, an meiner Haltestelle auszusteigen.
Dies sollte sich als fatal erweisen, denn nun musste ich beobachten, wie er seinerseits seine Tasche ergriff und sich zur Tür begab. Dies erforderte eine Drehung seines Körpers um 90 Grad. Und ebendiese Drehung offenbarte mir an seiner rechten Seite… ein winziges Umhängetäschchen. Eines von Louis Vuitton, oder eines das zumindest so tat**, als sei es von da. Ich war fassungslos. Zahlreiche Frauen in meinem Bekanntenkreis besitzen Portemonnaies mit mehr Fassungsvermögen als diese ekelhafte Entschuldigung für eine Handtasche bot. Und zu seinen Füssen stand eine riesige Sporttasche, in der noch zehn dieser Täschchen Platz gefunden hätten.
Es kann ihm also nicht um den Stauraum gegangen sein. Und iPhone und Portemonnaie sind in einem blöden Täschchen nicht leichter zugänglich als im Aussenfach einer grossen Sporttasche. Ich blieb in meiner grenzenlosen Verstörung noch zwei Stationen lang sitzen und meditierte über der Frage, was ihn dazu veranlasst haben könnte, sich so eigenartig zu verhalten. Und fragte mich, was schlimmer sei: eine so schwerwiegende Geschmacksverstauchung*** oder ein modisches Kindheitstrauma. Denn eins von beidem muss es gewesen sein.
*Wobei Kinderarbeit nicht cool ist. Aber das ist ein ganz anderes Thema.
**Siehe dazu “Wyrd Sisters” von Terry Pratchett: “Things that try to look like things often look more like things than things. Well-known fact.”
***Nur, um das klarzustellen: Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Handtaschen, auch bei Männern nicht. Aber die Taschenmänner, die ich kenne, tragen ja auch nicht Täschchen.
Es folgt die Darstellung zweier professioneller Glücksmomente:
1. Einer der Professoren, für den ich arbeiten kann, hat mir sein neustes Buch gezeigt. Als er dies zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Kaffeepause relativ begeistert ankündigte, schwante mir Böses. Mir ist die übliche ungezwungene Unterhaltung am runden Tisch wahrlich teuer und ich wollte sie ungern gegen gekünstelten, halbinteressierten Minimaltalk über eine Publikation, von der ich sowieso nichts verstehe, eintauschen. Aber jetzt kommts: Das Buch ist richtig gut. Und erörtert genau eines der Themen, die mich schon lange jucken. Ich war schon beim Inhaltsverzeichnis wild entschlossen, es zu lesen und hätte gerne mehr Kaffee und mehr Informationen gehabt.
2. Meine Mittagspause verbringe ich wie nicht unüblich im Internet, in der Hand ein imaginäres Sandwich. Auf Facebook teilt ein “Freund” seinen “Freunden” fröhlich mit, dass er in seiner Eigenschaft als passionierter Mikrobiologe* gerade in der Lage war, den Bakterienstamm, der für seine derzeitige Ohrinfektion verantwortlich zeichnet, selber zu züchten und dadurch richtig zu bestimmen. Sinnigerweise merkt er an, dass das eventuell nicht ganz normal sei. Trotzdem scheint er sich sehr zu freuen.
Fazit: Ich liebe es, wenn Leute gut sind in dem, was sie tun.**
*Diese Angabe muss reichen. Was er genau macht, versteht nun wirklich niemand.
**Und dabei ist mir im Gegensatz zu McDonalds sehr wohl bewusst, was für ein starkes Wort das ist.
Was genau geht verloren, wenn man CDs im iTunes-Store herunterlädt, anstatt sie physisch zu kaufen?
Natürlich, die Hülle. Schon das rituelle Aufreissen der Folie ist immer wieder eine Freude. Da muss irgend eine ursprüngliche Gier dahinterstecken, vermutlich aus der Steinzeit, oder? Da hat man auch ein Tier erlegt*, aber nichts davon gehabt, wenn man nicht das Leder erstmal zur Seite gepackt hat. Ausserdem liegen mir schöne und umfangreiche Booklets wirklich am Herzen. Davon kriegt man im iTunes-Laden keine. Aber das ist noch nicht die ganze Tragödie.
Es geht nämlich auch das Warten verloren. Das Pläneschmieden. Früher, wenn der Plattenladen meines Vertrauens eine CD nicht im Angebot hatte, wurde sie für mich bestellt. In dringenderen Fällen fragte ich in einem halben Dutzend anderer Läden nach**. Bis ich dann ein Exemplar in Händen hielt, konnten einige Wochen oder Monate vergangen sein. Aber dann: ein Gefühl wie eine Antwort auf einen schon fast vergessenen Liebesbrief, wenn man den Silberling endlich einwerfen konnte!
Heute habe ich iTunes. Es gibt keine Grenzen mehr. Auch wenn der Künstler, den ich haben will, nur in ein paar französischen Städten bekannt ist, kann ich sein Demotape von jetzt auf sofort herunterladen, anstatt mir bei meinem nächsten Aufenthalt im Land den Mund fusslig zu reden, während ich den einheimischen Kindern den Sound und die Frisur beschreibe, um herauszufinden, ob der Typ, der da vor zwei Jahren jeden Abend in diesem oder jenem Cafe gespielt hat, immer noch irgendwo zu hören wäre. Mit iTunes ist Musik Kaufen überhaupt kein Abenteuer mehr.
Aber es geht halt saumässig schnell. Und man findet irgendwie alles. Was eben auch geil ist.
*Einkaufen und Jagen haben sowieso viel gemeinsam. Dazu vielleicht ein andermal mehr.
** Was ja heute nicht mehr ginge. Wenn Roody etwas nicht hat, muss man schon nach Zürich fahren.
1. Tanzen auf hohen Absätzen ist verdammt schwierig.**
2. Britisches Fernsehen macht glücklicher.
3. Auch Männer müssen sich Mut antrinken.
4. Dreimal Fondue in zweieinhalb Tagen ist zu viel.***
5. Im Winter ist das Emmental am schönsten.
6. Der Satz: “Ich habe mir den Gluteus Maximus gezerrt****” löst bei meiner eigenen Altersgruppe entweder verständnisvolles Nicken oder anzügliches Grinsen aus. Ältere Menschen hingegen sagen: “Ah, Skiunfall?”
7. Lady Gaga schreibt schöne Popsongs, wenn man sie lässt.
8. Allradautos tönen immer so, da ist nichts kaputt am Tourenzähler.
9. Wenn es um Taylor Swift geht, sind sich mein innerer Teenager und mein innerer Musikkritiker völlig einig.
10. Warten lohnt sich nur selten.
*Das ist ein sehr unhandlicher Titel. Aber hübsch.
**Bedeutet das, dass es auch eine minimale Intelligenz voraussetzt? Sind also nur dumme Tussen in Turnschuhen wirklich dumm?
***Vom Käse her. Der Weisswein läge drin.
****Natürlich nenne ich den betreffenden Muskel im Tagesgespräch nicht bei lateinischem Namen. Aber mein Lieblingswort dafür wird mittlerweile zu oft für Politiker missbraucht, und dieser Blog ist unpolitisch.
Wine is fine - liquor is quicker.
Vor lauter öffentlichem Aneinander-vorbei-Gerede über das nagelneue Minarett-Bauverbot vergeht einem ja richtig die Lust, sich noch öffentlich über irgend etwas zu äussern. Deshalb sei mal wieder etwas Erfreuliches dahergesagt, an ein gutes Gefühl erinnert:
Wenn eine Band, die man mag, lange vom Pöbel verschmäht zu werden scheint, plötzlich ein Greatest Hits-Album auf den Markt wirft, kann man in die glückliche Lage kommen, auf einmal wieder überall von ihr berieselt zu werden. Es kann vorkommen, dass man einen eigenartigen Frieden verspürt, weil plötzlich jemand, den man für äusserst beachtenswert hält, endlich wieder die Aufmerksamkeit bekommt, die ihm zusteht. Und dafür nicht mal an einer Überdosis sterben muss! Mein Universum ist dieser Tage voller Foo Fighters. Und das ist schön.
Ich war mit einer lieben Bekannten in der Abenddämmerung joggen. Dabei sah ich unter der alten Holzbrücke eine Fledermaus. Meine Begleiterin war nicht in der Lage, diese ebenfalls auszumachen. Ich versicherte ihr jedoch, ich hätte das Tier klar und deutlich gesehen, es könne ihr doch nicht einfach entgangen sein. Ihre wahrlich einleuchtende Erklärung dafür war die folgende:
“Ich bin halt kein Vampir.”
Ich weiss jetzt nicht genau, ob das nett gemeint war. Vielleicht liest sie auch einfach zu viele Bücher.
Mittlerweile bin ich ein erprobter Hochzeitssänger. Diese Saison ist besonders streng. Dafür bietet sie besonders viele Einsichten über Brautpaare und Hochzeitsgast-Stereotypen*. Denn sobald man vorne steht, tut man das Naheliegendste, um nicht nervös zu werden: Man schaut die einzelnen Köpfe im Publikum an. Die Zuschauer als grosse Masse machen einen ganz kirre, also konzentriert man sich auf die Gesichter. Und beginnt mit dem Rest der improvisierten Hochzeitskapelle Wetten abzuschliessen, welche dem Brautpaar nahestehende weibliche Verwandte als erste zu weinen anfängt.
Das ist immer eine heikle Sache mit dem Weinen bei Hochzeiten. Bei der letzten Gelegenheit hat mich jemand darauf aufmerksam gemacht, dass man gar nicht weint, weil es so traurig ist, dass zwei Menschen ihre Freiheit aufgeben oder aus Angst vor dem Scheitern** der Beziehung, die man an selbigem Tag feiert. Aber wieso denn dann? Ihre Antwort wurde von einem verzückten Augenaufschlag und einem sehr weichen Seufzer an mein Ohr eskortiert. Weils so schön ist, dänk!
Das hat mich wirklich nachdenklich gestimmt.
*Etwa die Dame mit dem säuerlichen Gesichtsausdruck, die noch älter aussieht als sie ist, die die Traupredigt dazu nutzt, ihre Fingernägel zu säubern und dann den Pfarrer böse anzustarren. Egal wie gelöst oder emotional die Stimmung ist, jedes Mal hockt so ein bitteres Weib irgendwo drin. Werfen Sie mal einen Blick nach hinten.
**Ich dachte, das sei etwa wie vor einem Bungee-Sprung. Da weinen die Leute doch manchmal auch aus Angst. Hätte also sein können.
“Mutti, ich habe heute den Mann meines Lebens getroffen.” - “Das ist aber schön. Weiss er schon etwas davon?”
Nicht mit jedem jugendlichen Gefühlsausbruch muss man sich ernsthaft beschäftigen. Viele Mütter wissen das. Erfrischend. Sollte allerdings eine grössere Summe vom Konto der Tochter verschwinden und der Schlafsack aus Pfadfinderzeiten plötzlich an der Wäscheleine hängen, ist Vorsicht geboten. Sie könnte überstürzt heiraten wollen.
Wann haben Sie das letzte Mal darüber nachgedacht, welche Superkräfte Sie gerne hätten?
Und zu welchem Resultat sind Sie gekommen?
Aus praktischen oder aus sentimentalen Gründen?
Warum geben Sie es dann nicht zu?
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