Eigenartig: Kaum stirbt Michael Jackson, fangen plötzlich ganz ganz viele Leute wieder an, von einem Himmel zu reden. Es wäre schön, wenn die Menschen auch in ruhigeren Zeiten diese Möglichkeit im Hinterkopf behielten. Bevor Prince auch noch stirbt.
Ungeachtet der Varianten, wo er jetzt sein könnte, ist es ja schon traurig. Aber besser für ihn, behaupte ich. Ich hatte Bauchschmerzen beim Gedanken daran, dass er vielleicht nicht in der Lage wäre, diese fünfzig Konzerte erfolgreich abzuspulen. Dann hätten die Zeitungen mit Begeisterung über seinen fast vollständigen Zerfall hergezogen. Natürlich hat er das auch selber gewusst. Ich will nicht behaupten, dass er eines unnatürlichen* Todes gestorben sei. Aber ich behaupte, dass man nach jahrzehntelangem Schmerzmittelkonsum recht genau weiss, was man verträgt. Und eben auch, was man nicht vertragen wird.
Schade ist einfach, dass wir nicht erfahren werden, was noch in ihm gesteckt hätte. Aber ich opfere diese mir entgehenden Entdeckungen nicht ungern der Sicherheit, dass wir keinen fatalen Skandal mehr bezeugen müssen, der die Lichter über den guten Zeiten, die jetzt überall eifrig wieder mit mehr Wattstärke versehen werden, endgültig zum Erlöschen bringt. Es ist zugegebenermassen ein klein wenig erleichternd, dass der Mann jetzt nicht mehr kaputt machen kann, was er geschaffen hat. Durch diesen plötzlichen Abgang des Interpreten erhält sein Werk nun endlich wieder den Respekt, der ihm gebührt.
Wenn ich ein emotionaler Typ wäre, könnte ich jetzt noch etwas Schönes über Jackson sagen. Leider bin ich das nicht. Aber ich gönne ihm die Ruhe, vielleicht mehr als jedem anderen.
*Wenn es denn im Leben eines Michael Jackson irgend etwas Natürliches gibt.
Gezwitscher.
Twitter ist eine tolle Sache, zumindest für Personen öffentlichen Interesses*. Die anderen sollten es lassen. Ich kann selber höchstens passiv an dem Gezwitscher teilnehmen: Wo keine Fussnoten möglich sind, fühle ich mich unwohl.
*Auch von denen möchte ich aber nur die interessanten Sachen wissen. Wenn Herr Sarkozy** schreibt, er habe gerade Müsli gegessen, ist mir das egal. Wenn er aber schreibt, er habe gerade ein gutes Gespräch mit Vertretern der Bahngewerkschaft gehabt, interessiert mich das sehr. Obwohl auch das eine recht persönliche Aussage wäre.
**Wenn er tatsächlich twittern würde, würde ich ihm auch tatsächlich folgen.
Gute Frage.
Ich liebe Wörter. Auch neue, wenn sie etwas wirklich neues machen. Wörter können ganz komplizierte Sachen ganz einfach werden lassen. Wenn etwas formuliert ist,ist der Effekt viel konzentrierter. Und auch schneller vorbei, meistens. Das ist aber eine andere Geschichte.
Vor kurzer Zeit wollte mich jemand dazu bringen, zuzugeben, dass ich mehr als Freunde hätte sein wollen, als sich die Gelegenheit bot, und dass ich nur aufgrund der äusseren Umstände abgelehnt hätte. Ich wich zur Beschreibung unseres Verhältnisses auf eine meiner liebsten Wortentdeckungen des letzten Jahres aus, weil ich dachte, ich könnte damit dieses Nur-Freunde-Ding umgehen*. Mein Argument wollte er mit dem folgenden Satz zerschlagen:
You can’t call it a bromance, cause you’re a girl and I’m a guy.
Und ich fragte:
Kann ich nicht?
* Ehrlicherweise, denn die Geschwindigkeit unserer Anfreundung war wirklich aussergewöhnlich. Um das zuzugeben, brauche ich nicht an verwandte Seelen zu glauben. Lustigerweise hatte mir ebendieser Jemand bei unserem ersten Treffen nach ein paar Bier erklärt, dass wenn einer wie er eine wie mich nicht bekommen könnte etwas mit der Welt nicht mehr stimmte. Objektiv gesehen hatte er absolut recht. Trotzdem wurden wir Freunde, unter anderem, weil wir beide die Sprache des Ortes, an dem wir uns trafen, kaum verstanden.
Grosses Leben.
Was tut man, wenn man merkt, dass man mehr möchte, als man hat? Man überprüft seine Jobsituation. Man merkt, dass man 20 Franken (sonntags) die Stunde für geduldiges Ertragen verschiedener verbaler und physischer Anzüglichkeiten nicht mehr genug findet. Also stöbert man in den Stelleninseraten, beisst sich in den Arsch, weil man den lukrativen Job letztes Jahr nicht angenommen hat, stöbert weiter und schickt etwa dreissig Bewerbungen los. Und dann wartet man, und versucht, nicht daran zu denken, wie hohl Sätze wie ‘Ich würde mich sehr freuen, mich bei Ihnen vorstellen zu dürfen’ eigentlich klingen, wenn doch jeder weiss, dass Vorstellungsgespräche furchtbar sind. Hoffentlich lädt mich trotzdem jemand ein.
Sinnfragen I.
Gibt es eigentlich etwas traurigeres, als wenn Leute alle Voraussetzungen erfüllen, um Freunde zu werden, es aber trotzdem nicht hinkriegen?
Warum wollen wir eigentlich für uns selber sorgen können?
Wofür brauchen Ratten diese unverhältnismässige Intelligenz?
Darf man wirklich Steuergelder ausgeben, um über Gleichstellung der Geschlechter zu faseln, obwohl Männer erwiesenermassen keine Kinder austragen können?
Ab wann ist man eigentlich zu cool, um an die eigene Steuerrechnung zu denken? Obwohl das doch eher eine Stilfrage ist.
Belanglosigkeiten zum Thema 'Geborgenheit'.
Ich tippe einen Blogeintrag. Mit nur einer Hand. Ich bin keine besonders versierte Tippse, weil ich nämlich nie im Schreibmaschinenkurs war in der Schule.* Bis heute habe ich aber ein probates Anschlagsystem entwickelt: Etwa sechzig Prozent meiner Zeichen erreiche ich mit drei Fingern meiner rechten Hand, auf die restlichen vierzig Prozent verteilen sich alle Finger der linken, wobei ich den Ringfinger ausschliesslich für den Buchstaben “a” verwende. Eigentlich will ich aber gar nicht davon reden. Sondern von der Ursache meiner heute exklusiv zum Einsatz kommenden und äusserst anstrengenden Vier-Finger-für-alles-Taktik. Ich verzichte auf meine Linke nicht etwa wegen der Sehnenscheidenentzündung. Sondern wegen meines Katers**. Der schläft nämlich auf meinem Unterarm. Um den Unterarm gewickelt, besser gesagt. Zahllose Versuche, ihn woanders zu betten, sind an seinem herzzerreissenden Wehklagen gescheitert. Selbstverständlich bleibt er auch nicht, wo er ist, sondern drängt sich immer wieder auf. Zuletzt bleibt einem nur die Wahl, ob man ihn lieber auf der Tastatur oder im Schoss hat. Die zweite Variante erlaubt mir immerhin noch das Überprüfen meiner persönlichen Kontakte. Damit ist allen geholfen. Und der Kater sieht ganz zufrieden aus. Gut aufgehoben.
PS: Ich bin natürlich nicht immer so kooperationsbereit. Aber heute ist die neue Single des grossen Meisters erschienen und hat mich etwa beim dritten Mal hören schon komplett verweichlicht.
*Und im Tanzkurs auch nicht, aber das ist ein anderes Thema.
** Sie wissen schon. Sieht aus wie eine Katze, aber kriegt nie Junge.
Steinalt.
Dieser Tage stosse ich immer wieder auf unerwünschte Belege für meinen fortschreitenden Alterungsprozess. Bisher galt für mich älter sein = angenehmer leben. Plötzlich fange ich aber an, Schundromane in Zeitungspapier zu schlagen, weil es mir sonst peinlich ist, im Zug darin zu lesen. Interessante Männer in Film und Fernsehen sind plötzlich in meinem Alter und nicht mehr fünfzehn Jahre zu alt*. Zu recht berühmte Musiker teilen meinen Jahrgang. Ich sehe meine Felle davonschwimmen. Wird wohl nichts mehr mit der grossen Karriere. Dafür bin ich schlicht zu alt.
Trotzdem bin ich oft noch sehr glücklich. Heute zum Beispiel: Die voraussichtlich beste (weil akustischste**) Platte des grossen Meisters*** kommt in zwei Wochen. Und ich war heute während Later with Jools Holland drei Minuten lang verliebt. In den Sänger. Das hat sich gelegt; den Song liebe ich aber immer noch.
*Was, wenn die Limite meines Geschmacks einfach bei 25, 30 Jahren liegenbleibt; bis in alle Ewigkeit bzw. bis zu meinem fünfzigsten Geburtstag? Wie peinlich.
**Vorschläge für eine bessere Schreibweise werden gerne berücksichtigt.
***Entschuldige Dabu, ich meine nicht dich. Aber auch auf deine freue ich mich.
Älter werden.
Man kann sich nicht ewig selber bescheissen. Man wird älter.
Voller guter Vorsätze erwarb ich bei Ikea eines von diesen CD-Regalen, diese magersüchtige Variante von Billy, der Ursubstanz der westeuropäischen Studentenwohnung. Sein Name schien Benno zu sein, zumindest stand das auf dem praktischen, flachen Paket von handlichen zwei Metern Länge. Ich gehe nicht davon aus, das jemand das Regal gefragt hat, welchen Namen es gerne trüge. Mich haben sie damals aber auch nicht gefragt, also hatte ich kein Mitleid. Die Montage verlief sehr vielversprechend und erlebte ihren Höhepunkt, als ich einen Anruf entgegennahm. Meine Arbeitskollegin wollte wissen, wo ich gerade sei und was ich täte. Ich antwortete wahrheisgemäss, das Gespräch wurde sehr kurz. Ich sass gerade rittlings auf Benno und schraubte.
Beim Einräumen meines neuen Ordnungshelfers warf ich die guten Vorsätze dann doch teilweise über Bord. Statt die seit-mehr-als-sieben-jahren-nicht-gehörten CDs wie vorgenommen wegzuwerfen, packte ich sie in einen Karton und trug sie auf den Dachboden. Man weiss ja nie, ob etwas davon irgendwann für einen kleinen Sketch im einen oder anderen Jugendlager dienlich sein wird. Unter diesem Vorwand bewahre ich auch diverse zweifelhafte Kleidungsstücke aus früheren Zeiten auf. Es ist manchmal sehr heilsam, sich an solche Zeiten zu erinnern. Und das tut man, wenn man sämtliche CDs, die man je gekauft hat (ja, ich kaufe noch), abstaubt und alphabetisch ordnet. Man erhält einen recht aussagekräftigen Abriss der eigenen Hörkarriere, in meinem Fall auch der eigenen optischen Vorlieben der vergangenen Jahre. Dass die Interpreten der neusten Einkäufe eine weit grössere Bandbreite punkto physischer Attraktivität aufweisen als meine Sammlung der späteren Neunzigerjahre, zeugt nur davon, dass mein Musikgeschmack sich kontinuerlich der objektiven Unfehlbarkeit annähert.
Und weil ich nichts wegwerfen kann, was mich noch immer leicht sentimental werden lässt, steht jetzt zwischen Herbie Hancock und Roy Hargrove immer noch Hanson. Diese Waldorfschuljungen mit den langen Haaren, mmm bop. 1997! Ich war zehn Jahre alt und durfte zum ersten Mal alleine ins Freibad. Mann, war das ein Sommer.
Bilanz 2008
Keine Zeit, keine Zeit, keine Zeit. Aber die Prognosen fürs neue Jahr sind besser. Zumindest ab März.
Anstandsfragen I.
Darf man eigentlich….
-im Zug das Abteil wechseln, wenn sich einem jemand gegenübersetzt, der a) stinkt, b)geräuschvoll atmet oder c) hässlich wie die Nacht ist?
-in einem Bewerbungsschreiben lügen?
-als vernünftiger Erwachsener den ganzen Tag im Schlafanzug verbringen? Und wenn es ein Wochentag ist?
-in der Gegenwart einem anvertrauter Minderjähriger mit eindeutigen Gesten zu Disco Inferno tanzen?
-Disco Inferno schon vor dem zweiten Bier super finden?
-das Wort ‘super’ noch verwenden? Obwohl das doch eher eine Stilfrage ist.
Banause.

Liebschaften.
Neulich im Zug, da war ich etwa fünf Minuten verliebt. Ich setzte mich einem Mann gegenüber, der zusammengefaltet quer über die beiden unbequemen Sitze lag. Er schlief tief und fest.
Rundherum menschelte es gewaltig. Männer telefonierten, Frauen tratschten und lachten künstlich, Kinder plärrten. Durch die heilige Dämmung meiner Oropax hörte ich davon nur Bruchteile. Der Mann mir gegenüber lag wie eine gut durchblutete Oase der Ruhe mitten in dieser Feierabendpendlerei. Und dafür wollte ich ihn mit meiner Jacke zudecken, ihm ins Ohr flüstern, dass ich ihn wecken würde, wenn wir da seien, dass er unbesorgt weiterschlafen möge. Er sah vollkommen friedlich aus. Zudem schien er sehr attraktiv zu sein und erinnerte mich an eine verflossene Liebschaft.
Leider wachte er in Olten auf. Zurück in der Vertikalen wirkte sein Gesicht seltsam unproportioniert. Doch als er lächelnd etwas zu mir sagte und auf den Laptop zeigte, an dem ich sass, war mein Herz fast gewonnen. Ich war sicher, dass er mich auf den Aufkleber angesprochen hatte. Ein Seelenverwandter. Deshalb, und nur deshalb, entfernte ich einen Ohrstöpsel und fragte: ‘Wie?’ Woher hätte ich denn wissen sollen, dass seine Antwort alles ruinieren würde. 'Ehm, het er no Akku?’
Komplimente.
Neulich im Tonstudio, da bekam ich ein Kompliment. Ich war dort, um Texte eines Freundes einzulesen. Dieser Freund nimmt an einem seltsamen Wettbewerb teil, mit vielen dramatischen Jugendlichen, die ihre pickligen Gesichter hinter sülzigen Worten verstecken und einigen Schreibern, die wirklich etwas drauf haben. Man nennt das Poetry Slam. Aber das ist nicht irgend so ein Wettbewerb, das ist einer, bei dem man schon etwas einschicken muss, damit man eventuell überhaupt antreten darf. Und weil dieser Freund denkt, Papierform sei langweilig, braucht er den Text akustisch. Und weil er eine seltsame Phobie vor dem Klang seiner eigenen Stimme auf Konserve hat (es hat etwas mit Seelenverlust zu tun, glaube ich), lässt er mich lesen. Interpretieren, nennt er es.
Item, ich stand also mit Freund und Freund vom Freund in einem halbimprovisierten Tonstudiölchen und übte einen Text mit vielen SSS und TZ und CH und K, die für uns Schweizer ja besonders schwierig sind. Und weil ich schon am üben war, liess ich die Töne ganz unterschiedlich fallen, um zu sehen, ob sich der Text dadurch verändern liesse. Ich säuselte die Sätze gerade besonders lieblos vor mich hin, als ich über meinen Kopfhörer den Freund vom Freund sagen höre: ‘Junge, die ist wie Bob Dylan. Pummelig, aber wie Bob Dylan.’
Ich weiss nicht genau, was das bedeutet. Aber ich habe mich sehr gefreut.
Hüpfende Schlübbis.
Ich habe eine Marotte, die ich seit der achten Klasse hege und pflege. Das ist eine sehr lange Zeit, deshalb fühle ich mich deswegen mittlerweile nicht mehr abartig. Ich sammle Unterhosen. Bei der Auswahl neuer Stücke ist in erster Linie die Farbe bzw. Musterung entscheidend. Dies kann eine Erklärung für das Erlebnis im Waschsalon sein, dass gerade hinter mir liegt.
Ich fütterte die geduldige Maschine mit Wäsche und Waschpulver und verliess anschliessend den Salon, um auf einer Bank im kühlen Abendwind zu lesen. Als ich den Salon zwanzig Minuten später wieder betrat, sass ein Mann vor meiner Waschmaschine und starrte konzentriert hinein. Mir war das unnötigerweise etwas peinlich. Nachdem ich ihn etwa zwei Minuten in unveränderter Position betrachtet hatte, fragte ich höflich, was es denn da zu sehen gäbe.
Er hob seinen Silberblick zu mir empor und sagte: ‘Ist es nicht fantastisch? Die Farben! Die Farben!’
Ich schaute dem bunten Hüpfen und Drehen und Sich-überschlagen in der Trommel einen Moment lang zu und konnte es nicht ganz nachvollziehen.
Bin ich zu schweizerisch, oder ist das tatsächlich ein wenig indiskret, die Wäsche fremder Leute so genau zu inspizieren? Und sind Waschsalons nicht überhaupt die indiskreteste Einrichtung der Welt?
Ratatouille.

Ich ging hinein und fragte den Mann, ob die Geschäfte seit dem Film besser liefen. Nein, sagte er, aber wir müssen die Scheibe jetzt jeden Tag putzen. Früher reichte zwei Mal die Woche.
Blöde Touristen.
Kultur.

Wenn man wollte, könnte man in Paris jede Menge hochstehende Kulturanlässe besuchen. Es gibt auch richtig viele Leute, die das wollen und tun. Die schauen sich dann für 60 Euro die zweifelsohne sehr erbauliche Inszenierung eines Molière-Stückes an - schau mal Martheli, jetzt sind wir in Paris, da passt das doch - und gehen nachher zurück ins Hotel, ohne etwas von der Kultur mitbekommen zu haben. Da schmerzt es gewaltig, in der Tube Métro Rivoli am gleichen Abend sechs betrunkene Armenier zu hören, die herzzerreissende Heimatlieder singen und jeden umarmen, der ihnen ein paar Sou in den Hut legt. Abgesehen von der unter Alkoholeinfluss geschmälerten Sangesqualität waren sie richtig gut, in dem was sie taten. Sicher nicht vergleichbar mit einer Molière-Inszenierung, aber auch nicht unbedingt weniger wert. Mir haben sie jedenfalls für eine Viertelstunde das Herz geöffnet.
Morgen, bzw. heute findet übrigens in ganz Frankreich die Fête de la musique statt. Man stelle sich das vor: In allen Städten eines Landes wird einen Tag lang Musik gemacht. In den Bars, in den Strassen, auf den Plätzen vor den Regierungsgebäuden. Und niemand hat was dagegen. Danke, Sarkozy.
Wo Milch und Honig fliessen.

Bekanntlich verabscheue ich diese Dinger. Man könnte ja meinen, der Gare de l'Est habe als eines von vielen logistischen Zentren der Stadt eine Ausrede, schundige Pendlerzeitungen auszulegen. Aber nein, sogar an der RER Luxembourg, einer der wenigen Métrostationen, die nur von einer einzigen Linie bedient werden, stehen solche Kasten. Und diese ‘Zeitungen’ sind sehr beliebt. Manchmal, da gruselts mich vor den Städtern.
Allerdings muss ich zugeben, dass mich das hiesige Konsumangebot völlig überwältigt. Ich bin dem Pauschaltourismus ebenso verfallen wie den Promos in der Fnac (für Zürcher: Orell Füssli hoch 3, für Berner: Jäggi hoch 5). Denn es ist Paris, und in Paris muss man auf nichts verzichten. Aber auch wirklich auf gar nichts:

Die ersten Deppen.

Kaum bin ich da, schon die ersten seltsamen Gestalten. Der Mann in der Mitte hat heute vor dem Centre Pompidou eine mit viel Genitalakrobatik gewürzte Performance Publique veranstaltet. Das heisst, wirklich publique, denn die Protagonisten waren ebenfalls en public rekrutiert. Da war also die typische Situation: Künstler sucht Opfer zum Vorführen eines Tricks - das ganze Publikum duckt sich urplötzlich und versucht unauffällig zu wirken. Die drei, die es letztendlich doch erwischt hat, taten mir ganz ehrlich etwas leid. Aber so ist das eben, wenn man sich nicht früh genug dumm stellt und auf Anfragen mit konsterniertem Ausdruck laut und deutlich in Berndeutsch antwortet. ‘Oh Mademoiselle vous êtes si jolie bla bla bla je vous fais un portrait bla bla 15 Euros seulement’ - 'Jawoll, vor Schwiz. Neeei merci. Adie, nei.’
Paris, je t'aime.
Ich besuche meine alte Liebe. Ich habe dort voraussichtlich kein Telefon, worauf ich mich besonders freue. Das muss ja ein unglaubliches Gefühl sein.
Im Liesenhausen wird ab und zu das Neuste zu lesen sein. Besucht mich doch einfach, ich wohne am Jardin du Luxembourg. Bis bald!
Relationen.
Es ist verrückt, wie egal einem eine Prüfung schlagartig werden kann, wenn man befürchtet hat, einen Freund zu verlieren. Zur Feier des Tages zitiere ich C.S. Lewis:
‘Friendship is born at that moment when one person says to another: “What! You, too? Thought I was the only one.”’