Wenn man wollte, könnte man in Paris jede Menge hochstehende Kulturanlässe besuchen. Es gibt auch richtig viele Leute, die das wollen und tun. Die schauen sich dann für 60 Euro die zweifelsohne sehr erbauliche Inszenierung eines Molière-Stückes an - schau mal Martheli, jetzt sind wir in Paris, da passt das doch - und gehen nachher zurück ins Hotel, ohne etwas von der Kultur mitbekommen zu haben. Da schmerzt es gewaltig, in der Tube Métro Rivoli am gleichen Abend sechs betrunkene Armenier zu hören, die herzzerreissende Heimatlieder singen und jeden umarmen, der ihnen ein paar Sou in den Hut legt. Abgesehen von der unter Alkoholeinfluss geschmälerten Sangesqualität waren sie richtig gut, in dem was sie taten. Sicher nicht vergleichbar mit einer Molière-Inszenierung, aber auch nicht unbedingt weniger wert. Mir haben sie jedenfalls für eine Viertelstunde das Herz geöffnet.
Morgen, bzw. heute findet übrigens in ganz Frankreich die Fête de la musique statt. Man stelle sich das vor: In allen Städten eines Landes wird einen Tag lang Musik gemacht. In den Bars, in den Strassen, auf den Plätzen vor den Regierungsgebäuden. Und niemand hat was dagegen. Danke, Sarkozy.