Gnade:
Nach zwölf Stunden im Büro feststellen, dass man für die Arbeit, für die man die nächsten vier Stunden auch noch zu opfern bereit war, noch zwei Wochen länger Zeit hat.
Freundschaft:
Sich freuen, dass jemandem ebendiese Gnade widerfahren ist, obwohl man sein eigenes *ADVERB ZENSIERT* Portfolio sehr wohl morgen abgeben muss.
Liebe:
Tatsächlich extra in der Landi Thermowäsche kaufen gehen, damit man YB auch an diesem sibirischen Tag am Spielfeldrand die Treue halten kann. Respect!
Weisheiten III.
Uns fehlen die Worte.
“Consolation” bedeutet in Französisch sowohl Trost als auch Ruhe, in Englisch aber nur Trost, dafür gibt es dort “comfort”, was eine ähnliche Doppelbedeutung hat, nämlich Trost und Behaglichkeit.
Germanophone sind da viel präziser. Und viel ärmer dran, wenn das eine das andere nicht mit sich bringen kann. Wann erfindet endlich einer die Wörter, die uns fehlen?
Im gleichen Zug müsste nämlich auch ein besseres Wort für das her, was man gemeinhin mit “Hassliebe” betitelt. Ich versuchte im Rahmen einer ungezwungenen Konversation über Berufswünsche neulich zu beschreiben, was ich empfinde, wenn ich an die Musikbranche und ihre seltsamen Blüten denke. Es müsste ein Wort sein, das ebenso Abscheu, Faszination, die menschliche Unbedeutsamkeit, Angst und Neugierde einschliesst, aber etwas weniger positiv besetzt ist als “Leidenschaft”. Ich warte seither darauf, dass es mir zufliegt.
Ist das alles ein wenig wirr? Dann ist ja gut. Zum Thema seien die folgenden Links verewigt und empfohlen:
Joey Degraw über die Musikindustrie
Der Topf sagt was über “Liebe und Hass”
Gute Frage.
Ich liebe Wörter. Auch neue, wenn sie etwas wirklich neues machen. Wörter können ganz komplizierte Sachen ganz einfach werden lassen. Wenn etwas formuliert ist,ist der Effekt viel konzentrierter. Und auch schneller vorbei, meistens. Das ist aber eine andere Geschichte.
Vor kurzer Zeit wollte mich jemand dazu bringen, zuzugeben, dass ich mehr als Freunde hätte sein wollen, als sich die Gelegenheit bot, und dass ich nur aufgrund der äusseren Umstände abgelehnt hätte. Ich wich zur Beschreibung unseres Verhältnisses auf eine meiner liebsten Wortentdeckungen des letzten Jahres aus, weil ich dachte, ich könnte damit dieses Nur-Freunde-Ding umgehen*. Mein Argument wollte er mit dem folgenden Satz zerschlagen:
You can’t call it a bromance, cause you’re a girl and I’m a guy.
Und ich fragte:
Kann ich nicht?
* Ehrlicherweise, denn die Geschwindigkeit unserer Anfreundung war wirklich aussergewöhnlich. Um das zuzugeben, brauche ich nicht an verwandte Seelen zu glauben. Lustigerweise hatte mir ebendieser Jemand bei unserem ersten Treffen nach ein paar Bier erklärt, dass wenn einer wie er eine wie mich nicht bekommen könnte etwas mit der Welt nicht mehr stimmte. Objektiv gesehen hatte er absolut recht. Trotzdem wurden wir Freunde, unter anderem, weil wir beide die Sprache des Ortes, an dem wir uns trafen, kaum verstanden.