So wie unrealistische Darstellungen von körperlicher Verbundenheit* verboten oder zumindest von Minderjährigen ferngehalten gehören, so sollten auf meiner Insel auch unrealistische Darstellungen von emotionaler Verbundenheit verboten werden.
Frauen, seht es doch endlich ein. Geradezu lächerlich attraktive Männer in den besten Jahren sitzen nicht zu Hause auf dem Boden neben dem Bett und winden sich und winseln euch hinterher und überlegen sich, wie sie euch am besten glücklich machen könnten**. Sie wollen auch nicht jede eurer Ideen hören und immer angerannt kommen müssen, wenn euch eine Laus über die Leber gelaufen ist. Sie haben dafür keine Zeit. Sie müssen Geld verdienen und da draussen in der echten Welt wichtig sein - nicht zuletzt euretwegen.
Hier die These: Frauen, die sich zu viele sogenannt romantische Filme, schnulzige Musikvideos und Kitschromane zu Gemüte führen, entwickeln völlig überrissene Ansprüche an einen potentiellen Partner und verlangen von ihm ständige Bereitschaft, auf ihre emotionalen Bedürfnisse einzugehen und ihre Gefühle zu teilen. Das finden aber scheinbar alle normal.
Männern werden dagegen der Schwanzgesteuertheit bezichtigt, weil sie das Gefühl hätten, ihre Frauen müssten jederzeit auf ihre körperlichen Bedürfnisse eingehen und gewissermassen ihren Körper teilen. Das finden die meisten völlig daneben.
Ist die Ironie nicht offenkundig? Sie hat das Gefühl, er müsste merken, dass sie ihn liebt, auch wenn sie gerade nicht mit ihm schlafen will. Aber wenn er nicht reden mag, bedeutet das, dass er sie nicht liebt?
Ich kann mich gar nicht entscheiden, was ich abwegiger finde.
Übrigens wäre es schön, wenn es so eindimensional wäre. Dann könnte man allen Paaren die gleichen Tipps geben. Kann man aber nicht, hallelujah.
* Wer findet einen schöneren Euphemismus für Pornographie? In zehn Sekunden?
** Für die korrekte Angabe des heimlich zitierten Musikvideos wird ein Bier verlost.
Grosses Glück, kalter Ärger.
Es hätte alles so schön sein können. Ich wollte die Welt darauf hinweisen, wie glücklich es mich macht, wenn mein immer wieder liebster Autor einen mir immer wieder lieben* Künstler porträtiert, interwievt, vorsichtig bejubelt, verewigt. Aber als ich den wunderbaren Artikel mit der Welt teilen wollte, stiess ich auf die folgende Nachricht:
Unsere Artikel sind ab jetzt nicht mehr gratis auf der «MAGAZIN»-Webseite zugänglich. Dafür ist «DAS MAGAZIN» ab sofort auch als iPad-Version erhältlich. Die digitale Version des «Magazins» umfasst zusätzliche Texte, Bilder und Videoclips. Der Preis pro Ausgabe beträgt 1.10 Franken.
Was bitte soll ich mit einer s. v. iPad-Ausgabe für einen Stutz zehn? Ich will das richtige Ding, im Digitalformat, jederzeit, in voller Länge, um es zum Beispiel meinen Freunden zu zeigen, in Arbeiten zu zitieren, meinen Schülern aufzuzwingen, kurz: es unsterblich zu machen! Was seid ihr eigentlich für Deppen, die mir das versagen?
Das Dumme ist: Ich liebe euer Heft trotzdem. Trotz der gefühlten 793 Layoutänderungen, die ich schon miterlebt habe, und die ich alle ziemlich daneben fand. Ich liebe die Arbeit, die darin steckt. Ich liebe die Bilder. Ich liebe das Magazin. Und keine Tamedia der Welt kann daran etwas ändern.
*oder gar immer lieberen, man wird auch älter
Zehn Dinge III. Procrastination for beginners.
Mehr oder weniger sinnvolle Aktivitäten zur Aufschiebung richtiger Arbeit. Fast alles heute getestet, obwohl das meiste seit langem als bewährt anerkannt.
1. Staubsaugen.
2. Aufwändig kochen, obwohl man alleine ist und isst.
3. Nach dem Kochen die Küche Reinigungsarbeiten auf Zahnbürstenniveau unterziehen.
4. Den Rest der Wohnung ausgiebig putzen.**
5. Briefe an Verwandte schreiben.
6. Die Frist für die Steuererklärung verlängern.
7. Einzelne Zeilen von Blogeinträgen nur mit den Daumen tippen.
8. Formulare für alle möglichen Behörden ausfüllen.
9. Joggen.
10. Alle Lieder spielen, die man mal gelernt hat.
Und was machen Sie?
*Facebook ausgenommen. Das ist nicht mal “weniger sinnvoll”.
**Damit es auch wirklich lange dauert, empfiehlt es sich, dabei zu singen und alle zehn Minuten zur Stereoanlage zu hasten, um den Sender zu wechseln.