Bygdøy, Oslo, 4. August 2018

Möwen sind viel grösser, als man meint. Sie sind menschenscheu, sogar hier. Vermutlich nur, weil sie keine Ahnung haben, wie furchterregend sie mit ihren scharfen Schnäbeln eigentlich sind. Vorhin habe ich eine jagen sehen. Das Wasser hier in der Bucht ist seicht, aber der Wind und die Gezeiten bewegen es immerzu. Diese Möwe hat also vom Felsen neben mir aus ins Wasser geschaut, ist dann aufgestiegen, hat mit einigen prekären Manövern den Wind ausgetänzelt wie ein Boxer seinen Gegener, ist dann über die Wasseroberfläche gesaust und hat im ungebremsten Flug einen Fisch aus den Wellen gepflückt. Als wäre es nichts! Die hat kein Gefühl dafür, wie sehr wir sie fürchten müssten. Einmal kräftig mit diesem Schnabel in einen Menschen gehackt - und offen ist die Halsschlagader. Oder die klaffende Wunde, bereit für eine tödliche Infektion. Ich verzichte darauf, ihr das alles zu erklären. Manchmal ist es für alle besser, wenn sich jemand seiner Macht nicht voll bewusst ist.

Huk-4-August