24. Februar 2007
Gewaltfantasien einer Primarlehrerin
Neulich in der Schule, da kam es über sie. Zwischen Eisbahn und Bahnhof, unter latentem Zeitdruck. Sie packte einfach zu, als der blöde Rotzer zum dritten Mal an den pinkverzierten Pferdeschwänzen seiner Klassenkameradinnen zog, weil diese auf seinen Befehl, das Singen einzustellen, nicht reagiert hatten. ‘Frag sie doch freundlich’, das war ihr erstes Anliegen. Beim zweiten Mal hatte sie ihm mit sogar für einen Zweitklässler umissverständlicher Bestimmtheit Einhalt geboten. Und beim dritten Mal hatte sie ihn am Nacken gefasst, wie eine Katzenmutter, die ihre Jungen an einen sicheren Ort tragen muss. Einfach gepackt und zugedrückt. Gerade fest genug, um einen Zweitklässler zum schweigen zu bringen. Mucksmäuschenstill trottete der Junge unter den schauerlichen Jaulgesängen seiner Kameradinnen zum Bahnhof. So still, dass er ihr schon fast wieder leid tat. So still, dass sie sich fragte, ob dies wirklich ein geeigneter Beruf für sie sei. Denn was wäre geschehen, wenn er ein viertes Mal Ärger gemacht hätte? Kann sie leugnen, dass sie die Köpfe der beiden Viertklässler, die danach über ihn lachten, nicht am liebsten bei den Haaren gefasst und zweimal kurz zusammengeschlagen hätte?
Natürlich tat ihr diese Vorstellung in der nächsten Sekunde wieder leid. Und doch, bestimmt hätte das gewirkt. Sogar ohne grossen Schaden anzurichten. Manchmal, ja manchmal sehnt sie die Zeiten des Rohrstocks herbei. Es lebe die rückständige Schulmeisterei!
Haben Sie eigentlich das Zeug zum grossen Ausraster? Ich schon.