Einem Verein anzugehören ist nicht schwer. Sich einem Verein zugehörig zu fühlen hingegen manchmal schon. Ich zum Beispiel gehöre zu einem Verein, zu dem auch Leute gehören, die sich an Homosexualität, oder schlimmer noch: an Homosexuellen stören. Das ist immer dann ein Problem für mich, wenn diese Leute in meiner Hörweite darüber diskutieren, mit Argumenten, die entweder ganz dumm sind oder zumindest unüberlegt irgendwelchen Reinheitspredigern nachgeplappert werden. Da will es mich immer zerreissen.
Einerseits möchte ich ja hingehen und diesen Leuten meine Sichtweise anbieten. Vielleicht täte ihnen das gut. Wahrscheinlich täte das den Homosexuellen gut, mit denen sie irgendwann im Alltag in Kontakt kommen.
Andererseits reut mich der kostbare Atem, die Nerven und die Zeit, die ich in so eine Diskussion investiere. Bei etwas so wichtigem wie dem eigenen Glauben bildet man sich schliesslich nicht eine Meinung, um sie danach von einem anderen Vereinsmitglied umstossen zu lassen, also wollen diese Leute mit grosser Wahrscheinlichkeit auch nicht hören, wie ich denke. Deshalb gehe ich lieber aus dem Zimmer, wenn so etwas diskutiert wird. Und verkneife mir die Frage, was zum Geier es mit dem eigenen Glauben zu tun hat, ob man als heterosexuelles Vereinsmitglied Homosexualität auf die gleiche Stufe stellt wie Mord oder Blasphemie.